Das HOR-Künstlerkollektiv arbeitet an der Schnittstelle zwischen Theater und Bildender Kunst.
Wir etablieren einen offenen Raum, in dem wir die Bereiche der Bildenden Kunst, der Literatur, der Philosophie und der Forschung verknüpfen.
In gleichberechtigter Zusammenarbeit zwischen
Schauspielern und Bildenden den Künstlern
entwickeln wir ein “ Visuelles Hörtheater ”.
NARBEN Tanztheater Staatsschauspiel Braunschweig
Text Katharina Kern, Inszenierung Gregor Zöllig / Jörg Wesemüller
Ein Kratzer, der von selbst zuwächst, oder eine tiefe Wunde, die genäht werden muss: Narben auf der Haut verändern nicht nur das Erscheinungsbild des Körpers. Sie sind Landschaften. Sie erzählen Geschichten. Sie sind die lebenslang sichtbaren Zeugen einer Heilung, einer Reparatur, eines innerlichen Prozesses, der im Äußeren seine Spuren hinterlässt und den Körper zum Medium des Gedächtnisses macht. Wenn man ihnen zuhört, wird die Haut zu einer Chronik, verwandeln sich Narben in Filmstreifen, welche über das Erzählen gleichsam entwickelt und sichtbar gemacht werden. – Die spartenübergreifende Stückentwicklung zwischen Schauspiel und Tanztheater unter der künstlerischen Leitung von Gregor Zöllig und Jörg Wesemüller greift den Zusammenhang von Erfahrung, Erinnerung und Körper auf. Sie liest Narben als Zeichen gewonnener Schlachten und überwundener Hindernisse. Sie feiert Narben als Trophäen des Überlebens, der Entwicklung, und kämpft um die Schönheit des Beschädigten.
Für die Uraufführung »Narben« hat die junge Autorin Katharina Kern, die 2020 den Sonderpreis für Studierende des Szenischen Schreibens im Rahmen des »Frankfurter Forum Junges Theater« erhalten hat, einen Text geliefert, der nicht nur in den Körperarchiven unserer Haut fündig wird, sondern sich auch den Auswirkungen zuwendet, die die Wunden anderer auf uns haben.
Paula Dehmel „Das grüne Haus"
Musiktheater für Kinder von HOR-Künstlerkollektiv 2020
Vor mehr als einhundert Jahren lebte die Märchendichterin Paula Dehmel mit ihren drei Kindern in ihrem "Grünen Haus" in Berlin. Ihre Gedichte und Märchen sind topmodern, findet Maria Ossowski, die die Inszenierung im Schlossplatztheater Köpenick besucht hat.
Ein frecher, quatschender Kohlkopf mitten im Veilchenbeet, eine liebeskranke kleine Brezel auf Wanderschaft: Es ist eine unglaublich poetische, zauberhafte Welt, die Paula Dehmel in Gedichten und Märchen für ihre drei Kinder und alle Kinder geschaffen hat. Leise, Peterle, leise, das ist noch ein Wiegenlied, das die Älteren kennen - die Geschichten um Rumpumpel, ihren Sohn, ebenso.
Paula Dehmel hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kinderliteratur modern gemacht, ohne Zeigefinger und Erziehungsethos.
Das HOR Künstlerkollektiv hat Briefe und Dokumente, Texte und Gedichte von Paula Dehmel zusammengestellt. Astrid Rashed und Mareile Metzner erzählen und singen die Märchen um arrogante Rosensträucher, die sehnsüchtige kleine Brezel und das sonnensüchtige kleine Mädchen mit großen Bällen auf der Bühne. Auf diese Bälle projiziert Videokünstlerin Gabriele Nagel alles: Wälder, Blumen, Prinzessinnen, Wolken und eben auch quatschende Kohlköpfe: Die ungefähr 20 Kinder in dem abstandsgerechten kleinen Saal des Theaters quietschen vor Vergnügen.
von und mit
Astrid Rashed (Spiel + Geige) Mareille Metzner (Spiel - Flöte und Klavier) Gabriele Nagel (Video) Sabine Mader (Bühnenbild) Peter Schindler (Komposition)
# HERLAND - eine Tanzperformance von Eva Baumann im installativen Raum
inspiriert von Christine de Pizans "Das Buch von der Stadt der Frauen"
Mit ihren kühnen Utopien und Werken wie das „Buch von der Stadt der Frauen“ brachte die Literatin Christine de Pizan (* um 1364) bereits im Spätmittelalter die erste feministische Debatte ins Rollen. Wie hat sich diese entwickelt und wo stehen wir heute? Eva Baumann und ihr Team begibt sich auf die Spuren der außergewöhnlichen Frau und baut mit #herland eine Stadt der Frauen der Gegenwart.
In einer offenen Bühnenlandschaft ohne Zentrum prallen die Erlebniswelten und die Poesie Christines auf gegenwärtige Rollenbilder, Klischees und emotionsgeladene Diskurse von Gender-Gap bis #metoo. Utopien vermischen sich mit Realitäten, Dokumentarisches mit Fiktion und längst Vergangenes mit Aktuellem. Im Zusammenspiel von Tanz, Musik, Videoprojektionen, Sprache und Frauenpower eröffnen sich dem Publikum dabei immer wieder ganz neue Perspektiven, die deutlich machen: Auch mehr als 600 Jahre nach Christine de Pizan gibt es keine objektiven Wahrheiten und keine einfachen Antworten.
„Expeditionen in die Nähe - Eine Zimmerreise"
Eine Produktion von HOR-Künstlerkollektiv 2014
Ausgehend von Xavier de Maistres“Reise durch mein Zimmer” das er im Jahre 1795 schrieb, als er zu 42 Tagen Hausarrest verurteilt wurde, haben wir eine Reise durch unsere Zimmer unternommen
und die ewige Sehnsucht des Menschen nach der Ferne erforscht.
Zimmerreisen sind keine imaginären Vorstellungsreisen, sondern konzentrieren sich auf den vermeintlich bekannten Raum hier und jetzt. Der Zimmerreisende betrachtet durch eine konzentrierte
Wahrnehmung die vertrauten Gegenstände mit neuem Blick. Beginnt er ihre Geschichte zu rekonstruieren, so erweitern die Dinge durch ihre Herkunft oder Entstehung das Zimmer durch ferne Räume
und Zeiten.
Das eigene Zimmer wird so eine paradiesische Gegend, die alle Güter und Schätze der Welt in sich birgt.
"Um Nichts in der Welt" - Eine Reise zwischen Urknall und Postmoderne
Eine Produktion von HOR-Künstlerkollektiv, 2011
Mit unserem Nachdenken über das Nichts versuchen wir die Möglichkeiten unserer Wahrnehmung zu erweitern und die Komplexität unserer Lebenswelt besser zu begreifen und verstehen.
Wir sitzen in einem Labor der Jahrhunderte, gemeinsam mit Aristoteles, Albert Einstein, Heinz von Förster, Hans Peter Duerr und anderen und spannen einen Bogen über das philosophische
Streitgespräch auf einer Kuhweide, Supercomputern im Weltraum und einer Laborküche, wo mit Quantenphysikern eine Suppe gekocht wird. Es werden neue Denkmuster aufgezeigt und mit der Vielfalt von
Mitteln, die Theater zur Verfügung stellt, erfahrbar gemacht.
Neben der künstlerischen Auseinandersetzung auf filmischer, literarischer und musikalischer Ebene ist an diesem Abend insbesondere der wissenschaftliche Aspekt mit eingeflossen.
"Am Anfang heiß ich Ende"nach Texten von Michael Ende
Eine Produktion von HOR-Künstlerkollektiv, Theater unterm Dach und dramagraz 2009
Leere. Riesenhafte, sich ständig wandelnde Gebäude. Ein Wartesaal. Ein endloser Schiffsmast. Eine Labyrinthstadt. Eine obskure Insel. Ein zugefrorener Himmel... Geschichten, die sich zwischen den
Leben abspielen, auf, unter und über der Welt, am Anfang und am Ende des Seins, danach und davor...